4. Stiche
4.1. Lane Stich
4.2. Overlay Stich
4.3. Crow Stich
4.4. Peyote Stich
Bevor man mit dem Perlensticken beginnt, sollte man das Leder zusammennähen. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß man so leichter arbeiten kann, da man eine eventuelle Naht mit der Stickerei verdecken kann. Das wirkt besser wenn man Leggins vollstickt.
Wenn man vollgestickte Moccasins macht, ist es besser zuerst den Oberteil zusammenzunähen. Dann sollte man das Leder besticken, und erst am Schluß sollte die Sohle aufgenäht werden. So kann man das Leder beim Besticken besser halten.
4.1. Lane Stich
Dieser Stich wird auch "Lazy Stich" genannt, obwohl dieser Ausdruck nicht passend ist. Wenn man z.B. die vollgestickten Wiegen ansieht, für die man ungefähr zwei Jahre zum Vollsticken benötigt, kann man kaum von "lazy", also "faul", sprechen. Es bedarf viel mehr sehr viel Beharrlichkeit so ein Kunstwerk zu vollbringen.
Wenn man weiß, was man machen möchte und ein Design gewählt hat, muß man die Breite der Reihen bestimmen, also wieviele Perlen man für den Stich verwendet. Die Sioux nahmen meistens 8 bis 9 Perlen auf. Ich empfehle, die Breite der Reihen dem gesamten Projekt anzupassen. Wenn man eine größere Fläche bestickt, kann man mehr Perlen pro Reihe nehmen, bei kleineren Flächen weniger.
Einige Beispiele: wenn man z.B. vollbestickte Leggins macht, sind Reihen mit 10 Perlen ok, aber bei Moccasins sollte man die Reihenbreite maximal mit 6 oder 7 Perlen nehmen. Das ist besser, denn die Oberfläche hat mehrere Kurven und breitere Reihen würden diese Kurven nicht ordentlich abgedecken. Außerdem sieht es komisch aus, wenn mal einen kleinen Beutel mit 3 Reihen zu je 12 Perlen bestickt, anstatt mit 6 Reihen zu je 6 Perlen.
Außerdem sind schmälere Reihen stabiler. Die Gefahr, irgendwo hängen zu bleiben und den Faden durchzureißen, ist geringer. Die Reihen liegen enger am Leder an. Man sollte am Anfang, bevor man zu arbeiten beginnt, einfach einen Test machen. Zuerst 10 Stiche mit 10 Perlen und danach 10 Stiche mit 5 Perlen sticken. Man merkt einen signifikanten Unterschied.
Wie man am besten beginnt:
Zuerst sollte man das Design mit einem Bleistift oder einem Kugelschreiber auf das Hirschleder aufzeichnen. Als weitere Option kann man noch Leitlinien mit einem Lineal aufzeichnen, die die Breite der Reihen angeben. So kann man sicher gehen, daß die Reihen, auch wenn sie sehr lang sind, gerade sind.
Wenn man an einem großen Werkstück arbeitet, fragt sich jeder zuerst: "Wie halte ich das Stück am besten, ohne mich beim Arbeiten selbst zu behindern?"
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Das ist der beste Weg! Man beginnt am besten mit der Reihe, die am nähesten beim Körper ist. Der Rest des Leders sollte entweder am Tisch oder im Schoß liegen. Während man die Reihe stickt, kann man das Leder nach hinten umbiegen.Wenn man an einem großen Teil arbeitet, so wie einer voll gestickten Passe bei einem Kleid (fully beaded yoke dress), ist es ratsam, mit den sogenannten Mittellinien zu beginnen, so wie sie entlang der Schultern oder am Rand verlaufen.
Die ersten Stiche:
Man macht als erstes einen Knoten an einem Ende des Fadens. Wenn man mit einem Perlonfaden arbeitet, kann man das Ende einfach zu einem kleinen Knopf schmelzen. Nach einigen Sekunden preßt man dann den Knopf zwischen Daumen und Zeigefinger, bis er flach ist.
ACHTUNG! Vorsicht beim Umgang mit dem geschmolzenen Knopf. Man kann sich leicht verbrennen, deswegen muß man einige Sekunden warten, damit man sich nicht die Finger verbrennt.
Allerdings besteht die Gefahr, daß der Knopf zu hart wird und nicht mehr flach gedrückt werden kann, wenn man zu lange wartet. Es bedarf ein wenig Übung am Anfang, doch nach ein paar Versuchen weiß man die Zeit genau abzuschätzen.
vor
dem Schmelzen |
der
geschmolzene Knopf |
der
flachgedrückte Knopf |
Der nächste Schritt ist, den Faden richtig zu positionieren. Die Linien müssen in einem rechten Winkel zu den gezeichneten Hilfslinien liegen. Man sollte den beginnenden Stich nahe der Ecke, in der man beginnt oder in der Gegend von der nächsten Reihe in das Leder stechen. Die Nadel selbst muß in der Beginn-Ecke wieder aus dem Leder kommen, so daß die nächsten Stiche den Knopf verdecken, oder zumindest die nächste Reihe, wenn man oberhalb der Reihe begonnen hat (siehe Foto unten).
Jetzt muß man die Perlen auffädeln und sicher stellen, daß man die richtige Anzahl auf der Nadel hat. Am besten fährt man mit der Nadel einfach ein paar Mal in die Perlenschachtel hinein, bis man genug auf der Nadel hat. Dabei muß man kontrollieren, ob man genug hat (siehe Foto unten), denn die Perlen sind manchmal unterschiedlich dick und man kann sich nicht immer auf die Anzahl verlassen.
Jetzt sticht man mit der Nadel auf der gegenüberliegenden Seite der Reihe wieder ins Leder. Man muß dabei auf die richtige Länge des Stiches achten! Diese sollte ungefähr dem Durchmesser der Perlen entsprechen, damit die Stiche gleichmäßig nebeneinander liegen. Wenn man mit Hilfslinien arbeitet, muß man zusätzlich dafür sorgen, diese mit den Stichen zu verbergen.
Beginn
einer Reihe |
Perlen
auffädeln |
prüfen
wie viele Perlen nötig sind |
die
korrekte Länge des Stiches |
Ich empfehle außerdem, die Nadel im Leder zu führen und nicht komplett durchzustechen. Es ist besser nach der "traditionellen Methode" zu arbeiten.
links: traditionelle Methode - rechts: kommerzielle Methode
Wenn man nur die obere Hälfte des Leders beim Stich mitnimmt und den Faden innen entlang führt, sind die die Stiche auf der Rückseite unsichtbar. Außerdem ist das Werkstück (Moccasins oder Leggins etc.) so angenehmer zu tragen, da die Innenseite nicht kratzt. Und der Faden, sofern man einen normalen Zwirn verwendet, kann selbst bei längerem Tragen auch nicht durchgewetzt werden, was in früheren Zeiten der Hauptgrund für diese Technik war.
Allerdings muß man die Nadel komplett durchstechen und den Faden auf der Unterseite führen, wenn man auf härterem Leder, Rohhaut, Wollstoff oder Leinen arbeitet. Bei härterem Leder und Rohhaut muß man die Löcher vorstechen um durch das Material stechen zu können, während Stoffe zu dünn sind, um die Nadel innen führen zu können.
Als nächstes zieht man den Faden durch und strafft ihn. Es ist auch ratsam die Perlenreihe eventuell mit dem Finger etwas an ihren Platz zu drücken, damit sie besser nebeneinander liegen.
Nun macht man den nächsten Stich genauso wie den ersten, nur von der anderen Richtung (siehe Zeichnung unten). WICHTIG! Immer auf die korrekte Länge der Stiche achten, daß die Linien nicht zu eng aneinander oder zu weit auseinander liegen!
Von jetzt an ist es ein simples aufnähen der einzelnen Stiche im Zick-Zack.
Klarerweise wird der Faden während der Arbeit kürzer. Bevor er allerdings zu kurz wird, sollte man ihn beenden und einen neuen beginnen.
Der nächste Stich wird ohne Perlen etwas weiter weg in die Mitte der Reihe geführt (siehe Bild unten). Die Stelle wird anschließend beim Weitersticken mit den Perlen verdeckt. Dort wo man mit der Nadel aus dem Leder wieder auftaucht, macht man einen weiteren Stich genau darüber, so daß sich eine kleine Schlaufe bildet. Durch diese Schlaufe führt man die Nadel, bevor man den Faden festzieht. Jetzt hat man einen einfachen Knoten. Für einen besseren Halt wiederholt man die Prozedur und macht einen zweiten Knopf darüber.
Jetzt nimmt man einen Zahnstocher und nimmt etwas Klebstoff auf. Durchsichtiger Kraftkleber von Pattex ® eignet sich am besten, weil er nach dem Trocknen weiterhin flexibel bleibt.
Stich
in die Mitte |
verknoten |
Klebstoff
aufnehmen |
Der Klebstoff muß über den ganzen Knoten verteilt werden, so daß er alles abdeckt. Mit der kleinen Schere kann man den überschüssigen Faden, nahe der Klebstoffoberfläche, abschneiden.
Klebstoff
auf den Knoten geben |
Klebstoff
muß alles abdecken |
Faden
abschneiden |
Jetzt beginnt man einen neuen Faden wie oben beschrieben.
Wenn man die erste Reihe abgeschlossen hat und mit der zweiten beginnt, ist es etwas einfacher, den richtigen Abstand zwischen den Stichen zu halten, denn man kann sich an der ersten Reihe orientieren.
Nach den ersten paar gestickten Reihen bemerkt man, daß sie sich leicht nach oben wölben. Das ist ganz normal. Wenn sich das Leder etwas gedehnt hat, werden die Reihen flacher.
Sieht man sich alte Werkstücke an, merkt man, daß gewölbte Reihen vermehrt bei den Sioux zu finden sind, während die Crow die flache Variante vorzogen. Das kommt daher, da es zwei verschiedene Arten der Verankerung der Reihen untereinander gibt:
Eine Möglichkeit ist, die Reihen nebeneinander zu plazieren (gewölbte Linie), so wie oben im Arbeitsgang beschrieben. Die zweite Variante ist, den Stich in der vorherigen Reihe zu "verhaken", indem man unter die letzte Perle jener Reihe sticht.Die Designs und die Farbwechsel müssen auf alle Fälle in den Reihen eingearbeitet werden. Deswegen muß man öfters zählen, wie viele Perlen man von der einen und wieviele von der anderen Farbe benötigt.
Es gibt auch Fälle, wo die Reihen beim Lane-Stich gebogen sind. Zum Beispiel bei Moccasins oder der Schildkröte, die ich als Nabelschnurbehälter für eine Freundin gemacht habe.
Man kann sehen, wie die Reihen an der Spitze gebogen sind.
4.2. Overlay Stich
Der Overlay Stich kann sowohl für geometrische Motive, als auch für florale Designs verwendet werden. Er war am gesamten amerikanischen Kontinent weit verbreitet: die Seminolen in Florida haben diesen Stich genauso verwendet, wie die Athapasken in der subarktischen Region.
Wenn man den Hintergrund leer lassen möchte, sollte man vorsichtig die Außenlinien des Designs aufzeichnen.
Die Technik ist sehr einfach, man muß lediglich folgendes beachten: die erste Reihe (die äußerste!!) ist die wichtigste. Je genauer man diese Reihe näht, desto besser ist die Qualität der gesamten Arbeit.
Man beginnt am besten an einem Ende des Designs. Das Vernähen des Fadens zu Beginn der Arbeit ist die gleiche Technik, wie beim Lane Stich. (Knopf schmelzen und flach drücken, etc.)
Dann nimmt man die Perlen für die gesamte Reihe auf (sofern es eine Farbe ist), oder so viele Perlen, die für den ersten Farbabschnitt benötigt werden.Nun nimmt man einen zweiten Faden und eine zweite Nadel und beginnt an der selben Stelle wie mit dem anderen Faden, nur 2 Perlen weiter. Dieser sogenannte "Heft-Faden" hilft, die Perlenreihe so nieder zu nähen, wie sie benötigt wird. Man macht mehrere Schlaufen über den führenden Faden, der die Perlen hat (der sogenannte "Perlen-Faden"). Die Nadel wird immer auf der anderen Seite des Leders zur nächsten Schlaufe geführt. Würde man sie im Leder führen (so wie beim Lane-Stich), würde sich das Leder unter dem Zug des Fadens zusammenziehen.
Ich empfehle einen Abstand von 2 Perlen für jede Schlaufe. Besonders für die erste Reihe ist dies wichtig, da die äußerste Reihe dem Design Halt geben muß. Ab der zweiten Reihe kann man schon größere Abstände (3 bis 4 Perlen) machen.
ABER: der Heft-Faden darf nie zu fest genäht werden, da die Reihen sonst Wellen bekommen.
Um eine Reihe zu beenden und eine neue zu beginnen, wird der Faden einfach vernäht.
Wenn man zu floralem Design tendiert, sollte man immer an der Außenseite des Motivs beginnen und sich Reihe für Reihe nach innen vorarbeiten.
einige Beispiele für florale Designs
All diese Haarspangen, die Tasche und die Ohrringe wurden gemacht von:
Jolie Phillips - Blackbear,
Tuscarora
(c) Jolie Phillips- http://tuscaroras.com/users/blackbear
4.3. Crow Stich
Dieser Stich wird auch "modifizierter Lane Stich" genannt. Der Name "Crow Stich" wird auch heute noch verwendet, obwohl der andere genauer ist, da er nicht ausschließlich von den Crow verwendet wurde. Einige Stämme der nördlichen Plains verwendeten diesen Stich ebenso wie einige der Plateau-Stämme.
Außerdem ist es eine Mischung zwischen Lane Stich und Overlay Stich, da die selbe Technik zum niedernähen der Perlen verwendet wird. Eine typische Reihe beim Lane Stich ist ungefähr 8 bis 9 Perlen breit, je nachdem was man bestickt. Beim Crow Stich sind die Reihen so lang, wie das ganze Design (von 5 oder 6 cm für einen Schulterstreifen bis hin zu 15 cm oder mehr für Taschen).
Als erstes zeichnet man mit einem Stift das Design auf das Leder.
Der nächste Schritt ist die Außenlinien des Designs zu sticken (Abtrennung des Farbverlaufes). Hierfür nimmt man am besten den Overlay Stich.Danach füllt man die bleibenden Felder mit der benötigten Farbe aus, mit so vielen Reihen wie nötig und zwar in der Technik vom Lane Stich.
An diesem Punkt fällt auf, daß die extrem langen Reihen nach unten durchhängen, wenn man das Werkstück senkrecht hält. Aus diesem Grund benötigt man noch einen zweiten Faden, einen "Heft-Faden". Die Technik zum Niedernähen der Reihen ist die selbe wie beim Overlay Stich. Allerdings arbeitet man im rechten Winkel zu en Perlenreihen und führt den Faden im Leder.
Es ist auch ratsam, einen Abstand von 5 bis 6 Perlen für die gesamte Arbeit zu verwenden. Daraus resultiert eine ebenmäßige Oberfläche.
Motive wie Diamanten (Caros) sind durch diese Technik auch viel besser hervorgehoben, als beim Lane Stich, da man mit den Außenlinien des Motives beginnt und so die Konturen besser zu sticken sind.
4.4. Peyote Stich
Dieser Stich wird zur Dekoration von Griffen von Fächern oder Rasseln verwendet.
Seine Geschichte geht zurück auf die heilige Peyote Zeremonie, wo der die sog. "gourd rattles" verziert wurden, weshalb der Stich auch "gourd stitch" heißt.
Das Originalmuster besteht aus einer sog. "Dreier-Einheit".
Das ist auch die Grundlage, die ich verwende.
Es ist auch möglich, ein Muster mit einer Zweier-Einheit zu kreieren, die sehr ähnlich ist.Information über die Geschichte von Peyote gibt es hier!
Mit der Anleitung für einen bestickten Schlüsselanhänger möchte ich den Stich erklären.
Hier die benötigten Gegenstände. Zuerst wird von dem Rundholz (ca. 12mm Durchmesser) das benötigte Stück abgesägt.
Danach wird das Leder zugeschnitten und auf das Holz geklebt.
Wenn Fransen unten dranbleiben sollen, so ist das Leder dementsprechend länger zu schneiden (z.B. doppelte Länge).Wenn der Klebstoff getrocknet ist (ca. 10 Minuten), so nimmt man einen Faden, führt ihn durch die Nadel und verknotet ihn. An einem Ende des Stücks sticht man die Nadel durch das Leder.
Nun muß man bestimmen, wieviele Perlen rund um das Werkstück passen, um das Design anpassen zu können.
Der Faden, der die restlichen zwei Drittel der Perlen hat, wird um den Schaft gewickelt.
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, eine neue Perle aufzunehmen.
In der selben Art und Weise die Reihe weitermachen, bis der Anfangspunkt erreicht ist. Man nimmt eine Perle auf und führt die Nadel durch die nächsten zwei Perlen, die "auf dem Weg liegen".
Nun hat auch die erste Stufe mit den 2 Perlen drei in der Stufe.Diese erste Runde hat gleich 3 Reihen hervorgebracht, während die kommenden Runden jeweils nur eine Reihe ergeben werden.
Hier sieht man bereits die "zweite Runde", mit der vierten Reihe (man kann die 4 Perlen in der Stufe zählen). Diese neu aufgenommenen Perlen "rutschen" quasi in das "Loch" unter der ersten Perle der 3er Stufe.
Hier sieht man das "wachsende Design"!
Sollte einmal das Ende des Fadens erreicht sein, so kann man nach dem selben Prinzip vorgehen, wie oben im Lane Stich beschrieben.Und nun zum Ende..
Ich habe ein oder zwei Runden mehr gemacht, damit die Perlenarbeit etwas länger ist, als der Schaft.
So kann man eine abgerundete Kante machen.
Der Faden kommt aus der letzten Perle heraus. An diesem Punkt führe ich die Nadel durch das Leder nach außen durch. So kann ich die Nadel durch die beiden letzten Perlen nochmal führen, bevor ich wieder durch das Leder steche. Die fertige Kante. Der fertige Anhänger.Hier einige Beispiele für Peyotearbeiten:
(c) KQ Designs (c) KQ Designs (c) Rainer Krenn
www.lakota-info.at (c) Rainer Krenn
www.lakota-info.at (c) Rainer Krenn
www.lakota-info.at (c) Rainer Krenn
www.lakota-info.atHier gibts noch das Musterpapier zum Runterladen, damit man eigene Designs entwerfen kann.
links-ansteigend rechts-ansteigend